Die Ursprünge des Bierbrauens in Polen verlieren sich im Dunkel der Geschichte, doch wir wissen, dass zur Verbreitung des goldfarbenen Getränks entscheidend die Klosterbrauereien beigetragen haben. Eine davon, die an der Zisterzienserabtei in Szczyrzyc aus dem 13. Jh. in den Inselbeskiden tätig war, hat vor kurzem nach Jahren des Niedergangs die Produktion wieder aufgenommen. Die Zisterzienserbrauerei Szczyrzyc bietet 13 verschiedene Biersorten an, allen voran das Lagerbier "opacki". Dank der Zusammenarbeit mit der örtlichen Brauerei wurde vor kurzem auch das von der belgischen Klosterkultur inspirierte Bier "Tinetia" von den Benediktinern aus der Abtei in Tyniec entwickelt. Biere aus beiden Brauereien kann man in den Klosterläden probieren.
Ein schönes Beispiel für die Kontinuität der Brauereitradition ist Brauerei in Grybów. Ihre erste Blüte erlebte sie in der galizischen Zeit, als das Bier aus Grybów in ganz Österreich-Ungarn berühmt wurde und auf den Tischen von Košice, Budapest und Wien ein gern gesehener Gast war. Die nach dem Zweiten Weltkrieg verfallene Brauerei wechselte 2005 den Besitzer und modernisierte ihre Produktion. Derzeit stellt die Brauerei rund ein Dutzend Biersorten her, darunter das Flaggschiff Lager Pilsvar, die etwas stärkere, nach einem altpolnischen Rezept gebraute Sorte Lach oder das Markenzeichen der Brauer aus Grybów - das naturtrübe Švejkowe mit dem gutmütigen tschechischen Soldaten auf dem Etikett. Das Bier aus Grybów ist erhältlich in ganz Małopolska, bzw. direkt in der Brauerei, die auf dem Weg in die einsamen Täler der Niederen Beskiden liegt.
In Polen der Vorkriegszeit gab es auf Landgütern zahlreiche Brauereien. Die Zeiten haben sich stark geändert, doch in den letzten Jahren erlebt die Idee des Familienbrauens eine echte Renaissance. Erwähnenswert sind dabei u.a. die Biere IPA und APA von Browars Limanowa, das in eleganten kleinen Flaschen servierte Bier der Brauerei Trzy Korony aus Nowy Sącz, die sich dynamisch entwickelnde Brauerei Trzech Kumpli - das Ergebnis der Zusammenarbeit von drei Klassenkameraden aus einer Grundschule in Tarnów - und deren Flaggschiff, das IPA Gersten-Weizen-Bier Pan IPAni, das Angebot der Brauerei Such a Beer aus Sucha Beskidzka oder der Brauerei Podgórz aus Podhale. Nach der Einstellung der Produktion während der kommunistischen Zeit hat auch die alte Brauerei Tenczynek in den letzten Jahren ihre Tätigkeit wieder aufgenommen. Einige der oben genannten Betriebe verfügen über das spezielle Zertifikat "Made in Małopolska", das an lokale Initiativen vergeben wird, die auf regionale Traditionen zurückgreifen.
In einigen Restaurants in Krakau können Sie das vor Ort gebraute Bier probieren. Der Vorreiter dieses Brauereimodells war in den 1990er Jahren das Krakauer Restaurant CK Browar am Theater Bagatela, wo das naturtrübe Bier aus charakteristischen Rohren ausgeschenkt wird. Eigenes Bier gebraut wird außerdem im Gebäude des ehemaligen Straßenbahndepots in der ul. Świętego Wawrzyńca (Stara Zajezdnia), in der Brauerei Pukal in einem Bürgerhaus in der ul. Krakowska, im alten Brauereigebäude in der ul. Lubicz, das zu luxuriösen Lofts umgebaut wurde, oder im Club Studio in der Studentenstadt der Hochschule für Bergbau und Hüttenwesen (AGH), an dem die Studentenbrauerei der AGH tätig ist.
Die Herstellung von Likören (polnisch Nalewki) aus Małopolska ist eng mit der Obstanbaukultur der Region Pogórze, der Inselbeskiden und der Sandezer Beskiden verbunden. Am bekanntesten ist zweifellos der trockene Sliwowitz Łącka, der aus saftigen Zwetschken aus den Obstgärten von Nowy Sącz hergestellt wird. Dieser in ganz Mittel- und Osteuropa beliebte und besonders starke (ab 70%!) Schnaps ist nach Jahren illegaler Herstellung wieder stark im Kommen und offiziell anerkannt, ein Beweis dafür ist seine Eintragung in die Liste der regionalen Erzeugnisse. Eine weitere regionale Spezialität aus dem Łącko-Gebiet ist der etwas schwächere (ca. 55 %) Nalewka łazowska, der aus reifen Wacholderbeeren hergestellt wird.
Denjenigen, die aromatische Spirituosen mit einem geringeren Alkoholgehalt bevorzugen, wird sicherlich der Jarzębiak izdebnicki schmecken - ein leicht säuerliches, bernsteinfarbenes Alkoholgetränk aus Vogelbeeren, das in Lanckorona und Izdebnik auf der Grundlage eines Rezepts aus dem 16. Jahrhundert hergestellt wird. Die Fans von süßen Spirituosen werden sicherlich die Honigweine aus Małopolska zu schätzen wissen, darunter vor allem den Miodówka pogórska, der in Ciężkowice aus lokalem Honigtauhonig mit Gewürzen hergestellt wird, oder den Honigwein aus Rytro bei Nowy Sącz, der sich durch eine etwas andere Zubereitungsmethode auszeichnet.
Eine Spezialität aus dem nördlichen Teil von Małopolska ist Czar pustyni - ein Likör auf Grundlage von Zuckererbsen, der in der Gegend der Błędowska Wüste hergestellt wird. Bei einem Besuch in Krakau lohnt sich auch ein Zwischenstopp im Laden des Kapuzinerklosters in der ul. Loretańska, wo man den Kapuzinerbalsam kaufen kann - eine Kräuterspezialität, die nach einem böhmischen Rezept aus dem 19. Jahrhundert hergestellt wird und in kleinen Mengen die Darmtätigkeit unterstützt und chronische Kopfschmerzen lindert. Wie man sieht - das Wichtigste sind Maßhalten und gesunder Menschenverstand!
Die handwerklich gebrauten Biere und Spirituosen aus Małopolska sind eine Kostprobe der Arbeit von Generationen von Fachleuten und Enthusiasten - sowohl der alten Meister als auch den heutigen Anhänger der Tradition, die in ihre Fußstapfen treten. Am besten ist es, sie in aller Ruhe und in kleinen Mengen zu genießen und dabei auf ihre einzigartigen Eigenschaften und Herstellungsmethoden zu achten.
Zum Wohl!